Heimatblatt Nr. 056

Titelbild

Von Bacharach am Rhein an die Eismeerfront

Inhaltsverzeichnis

  • ln eigener Sache
  • Es stand in der Zeitung
  • Ein Balken aus der ehemaligen Neukirch in Oberdiebach
  • Auszug aus dem Nachbarschaftsbuch Holzmarkt von 1857/58 Leseprobe
  • Mahnmal und Sonderausstellung zum "Entjudungsinstitut" in Eisenach
  • Ein Frankfurter Maler zeichnet Bacharach
  • Mit 14 an den Westwall / Josef Reckert aus Bacharach erinnert sich

Leseprobe

Leseprobe  Auszug aus dem Nachbarschaftsbuch Holzmarkt von 1857/58

1858 Juli 11 war die Nachbarschaft im gelben Hof versammelt.

Die Nachkommenschaft wird es interessieren, daß wir an einem beispiellosen Regenmangel leiden. Von September 1857 bis halben März 1858 war die Schifffahrt nur für ganz flach gehende Fahrzeuge in Gange. Die Dampfboote mußten am Münzbach beilegen und aufwärts konnten sie nicht weiter bis gegen Caub; die Reisenden und deren Effecten (bewegliche Sachen) mußten zu Fuß, letztere durch Fuhren, von hier gegen Caub und von da zurück, was einen Verkehr in Bacharach verursachte, wozu dann der ausgezeichnete 1857er Wein das seine beitrug.

Der ganz ungewöhnliche kleine Wasserstand machte die Brunnen versiegen und Ende Januar 1858 mußten die Medenscheider und Neurather an den Rhein fahren um benöthigtes Wasser zu holen. Früchte, Raps und Viehfutter geriethen so schlecht, daß heute am 11. Juli 1858 der Ballen Heu schon Thaler Vier kostet.

Auf kleinen mit Lehnen versehenen Schlitten drückten die flüchtigen Schlittschuhläufer ihre Mädchen pfeilschnell herum und mancher, der umschlug gab viel zu Lachen. Rolle.

Alle Handwerker, als Schuster, Schneider, Küfer, Schlosser, Spengler, Wagner, Geber arbeiteten, die Metzger schlachteten eine "alte Kuh" und ein Kalb, welche gleich in die Bratpfannen wanderten. Abends wurde getanzt und manches Liebespärchen amüsierte sich ganz weidlich. Wegen Wassermangel konnte seit Gedenken des ältesten Nachbarn dieses Jahr der Brunnen "Samstag nach Johanni" nicht gefegt werden.

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