Heimatblatt Nr. 36

Titelbild

Erinnerung an das Winzerfest

Inhaltsverzeichnis

  • Viertäler Nachrichten
  • Evangelische Volksschule 1937
  • Grabstätten erinnern - Grab von Dr. Johannes Weisweiler
  • Aus der Geschichte des Münzturms
  • Erinnerung an den Steeger Kindergarten   Leseprobe
  • Die Zeiten der Schiffspost auf dem Rhein
  • Zwei spätrömische Grabfunde im Heimbachtal
  • 125 Jahre TSV Blau-Weiß 1865 Bacharach e. V.   Leseprobe
  • Wilhelm von Kügelgen, Maler und Schriftsteller
  • Bacharach - (Ein Gedicht unbekannten Verfassers)
  • Straßeneinweihung vor 150 Jahren
  • Aus alten Akten
  • Geschichte oder Histotainmentß
  • Ein Streitkolben aus dem Rhein bei Bacharach
  • Auflösung unseres Preisrätsels aus Nr. 35

Leseprobe

Leseprobe  Erinnerung an den Steeger Kindergarten

Einen richtigen Kindergarten gab es in früheren Zeiten nicht im Ort. Zur Kinderbetreuung stand lange Jahre im Backhaus, gegenüber der Annna-Kirche, im ersten Stock über den beiden Gemeinde-Backräumen ein großer Raum zur Verfügung. Aus hygienischen Gründen, es mangelte vor allem an Toiletten und Waschgelegenheiten, mussten die Kinder allerdings ab 1952 in einem Raum der Schule, im unteren Teil des Ortes, untergebracht werden. Von 1958 bis 1960 mussten die Kinder nochmals in den großen Raum über dem Backhaus umziehen, da die Räume in der Schule mittlerweile dringend zu Ünterrichtszwecken benötigt wurden.

Die Steeger Kindergartenabgänger, März 1957
vorne v. links: Ingrid Praß, Ingrid Eberhard, Doris Rheingans, Wiltrud Rittmeyer
hinten v. links: Christel Spengler, Klaus Hofmann, Hans-Helmut Kemmer,
Wilhelm Hemmerle, Joachim Davids, Reinhard Brück Üm die räumlich beengte Situation bei der Kinderbetreuung zu lösen, plante die evangelische Kirchengemeinde Steeg unter Pfarrer Brinken den Bau eines Kindergartens. Den Bauplatz hierfür hatte man 1958 durch den Ankauf zweier alter Fachwerkhäuser erworben, die dem Neubau weichen mussten, dessen Kosten sich auf 135 000 DM beliefen.

Die Bauplanung lag bei dem Architekturbüro Schönhagen aus Koblenz. Für die Bauausführung wurde die Baufirma Grund aus Oberdiebach beauftragt. Dabei erbrachten auch immer wieder ehrenamtliche Helfer große Eigenleistungen. Mit den Bauarbeiten wurde am 27. April 1959 begonnen, im Mai 1960 erfolgten die Übergabe und Einweihung des Gebäudes. Beeindruckend war die große Freitreppe, über die man den Kindergarten erreichte. Große Fensterflächen sorgten für Lichtdurchflutete Räume. Rund fünfzig Mädchen und Jungen zogen damals in dieses neue Spielparadies ein. Die Leitung des Kindergartens übernahm Marlies Ronowsky aus Steeg. Sie war lange Jahre hindurch als "Tante Marlies" für die Steeger Kinder und den Kindergarten das Synonym für liebevolle Kinderbetreuung.

Vor 60 Jahren in Steeg als eine Errungenschaft gefeiert, verlor diese Einrichtung im Laufe der Jahre mit den sinkenden Geburtenraten immer mehr an Bedeutung und zählte irgendwann nur noch als Kostenfaktor.

Die Kirchengemeinde Bacharach-Steeg beschloss, die Steeger Kinder in den Bacharacher Kindergarten, der dazu die räumlichen Möglichkeiten bot, zu integrieren.

Ab 1998 besuchen die Kinder den Kindergarten in Bacharach und fanden auch dort liebevolle Aufnahme.

Leseprobe  125 Jahre TSV Blau-Weiß 1865 Bacharach e. V.

Am Wochenende 11.-13. Juni 2010 hat der Bacharacher Turn- und Sport-Verein Blau-Weiß 1885 Bacharach e.V. sein 125jähriges Bestehen gefeiert. Deshalb soll hier etwas zu seiner Geschichte dargestellt werden.

Gegründet wurde der Verein - ein Jahr nachdem bereits der Ruderverein als erster Sportverein Bacharachs gegründet wurde - am 11. August 1885, zunächst als reiner Turnverein (TV 1885 Bacharach). Als Gründungsmitglieder fungierten die 12 Turnfreunde Nikolaus Fachinger, K. Ruhoff, Georg Geiling, Heinrich Heep, Louis Maus, Heinrich Scheib, Wilhelm Maurer, Rudolf Mades, Philipp Herter, Jakob Herter, Heinrich Dietz und Jakob Heidrich. Zum ersten Vorsitzenden wurde Nikolaus Fachinger gewählt.

Zunächst turnte man mit nur wenigen Geräten im Hotel Burg Stahleck. 1886 verlegte man den Turnbetrieb in das "Kegelhaus" des Hotels Gelber

Fußballmannschaft 1950 / stehend v. l.: Günther Braun, Georg Mosler, Willi Palentin, Heinz Bootz, Karl Heidrich, Walter Mades, Karl Kneip,Willi Gundlach / sitzend: Albert Fischer, Werner Maurer, Gerhard Heller / Zeugwart: Karl Hof Hof am Holzmarktturm. Schließlich baute man sich 1886 in Eigenleistung eine eigene Turnhalle auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofs, wo sich heute auch die Mittelrheinhalle befindet. Dieses Gelände war von der Stadt zur Verfügung gestellt worden. 1934 wurde die Turnhalle um den Bühnenraum erweitert, außerdem wurden sanitäre Anlagen geschaffen. Da die Stadt auch eine Stadthalle haben wollte und der Platz in Bacharach sehr begrenzt ist, wurde die erste Turnhalle abgerissen. An dessen Stelle wurde 1961/62 die Mittelrheinhalle errichtet. Im Üntergeschoss befindet sich die Turnhalle, im Obergeschoss die Mehrzweckhalle mit Bühne. Über mehrere Jahre hinweg wurde im 3. Jahrtausend dieses Gebäude renoviert.

Mittelrhein zugeschlagen. Heute gehört der Verein zum Turngau Rhein-Mosel im Turnverband Mittelrhein. In den Jahren 1900 und 1925 war der Verein Ausrichter des Gau-Turnfestes. Sowohl im Ersten als auch im zweiten Weltkrieg musste der Verein Zwangspausen einlegen. In den 1920er Jahren gründete sich auch eine Damenriege. Ebenso wurde ein Fußballverein gegründet, der sich im Oktober 1934 dem Turnverein anschloss. Seit diesem Zeitpunkt trägt der Verein den Namen Turn- und Sportverein Blau-Weiß 1885 Bacharach.

1937 verbrachte der damalige deutsche Fußballmeister Schalke 04 einen 10tägigen Erholungsurlaub in Bacharach. Bei einem Freundschaftsspiel verlor Bacharach mit 6:2. Im Jahr 1952 schafften die Fußballer den Aufstieg in die 2. Amateurliga Koblenz-Süd. Auch konnte man 1952 erstmals den Landratspokal des Kreises St. Goar gewinnen. 1973-79 hatte der Verein keine eigene Fußballmannschaft, sondern bildete eine Spielgemeinschaft mit Oberwesel. Nachdem man wieder eine eigene Mannschaft stellte, erreichten die Fußballer - rechtzeitig zur 100-Jahr-Feier - den Aufstieg in die B-Klasse des Fußballkreises Bingen. 1990 schlossen sich die Fußballer mit der SG Manubach- Oberdiebach zur Spielvereinigung Viertäler e.V. zusammen.

1965 bestanden Außer der Turn- und der Fußballabteilung noch eine Basketball-, eine Federballund eine Tischtennis-Abteilung. Eine Box-Abteilung konnte sich aus Kostengründen nur kurze Zeit halten. Die Leichtathletik-Abteilung richtete 1965 anlässlich des 80. Vereinsgeburtstages zum ersten Mal einen Stadtstaffellauf quer durch Bacharach durch. 1973 wurde erstmals der 15- Kilometer-Straßenlauf zwischen Bacharach und Oberwesel durchgeführt. Inzwischen wurde der Straßenlauf in einen 5- und 10-Kilometerlauf umgewandelt.

1970 hatte der Stadtrat bereits beschlossen, den Sportplatz an ein Industrieunternehmen zu verkaufen. Dies wurde durch den großen Widerstand der Bevölkerung verhindert. Im Jahr 1972 hatte die international bekannte Show-Turner-Gruppe "Bacharacher Oldtimer" ihren ersten Auftritt in Ellern. Mit ihren altmodischen, rot-weiß gestreiften Turnanzügen zeigen sie in humoristischer Art artistische Sprünge mit einem Minitrampolin über den Kasten. Diese Gruppe feierte in einem Zelt 1992 ihr 20- jähriges Bestehen.

In den 1980er und 1990er Jahren bildeten sich einige Freizeitsportgruppen wie die Volleyball- Gruppe. 1986 wurde eine Handball-Mannschaft gegründet, die aber nur wenige Jahre bestand. Seit Anfang der 90er Jahre gibt es eine Badminton- Gruppe. Als Anfang der 90er Jahre zahlreiche Aussiedler nach Deutschland kamen, wurde im schräg gegenüber der Mittelrheinhalle liegenden ehemaligen Hotel-Herbrecht ein DRK-Übergangswohnheim eingerichtet. Von den Aussiedlern wurden die Angebote des Vereins gerne angenommen, besonders die Volleyball-Gruppe erfuhr regen Zulauf. So konnte der Verein einen guten Beitrag zur Integration der Aussiedler leisten, die sich auch heute noch gerne an diese Zeit zurückerinnern.

Herzstück des Vereins sind die vielen Turngruppen in allen Altersklassen, die regelmäßig an Turnfesten (auf Turngau-, Landes- und Bundesebene teilnehmen). Außerdem stellt der Verein seit 1974 in seinem jährlich stattfindenden Turnfest (früher Winterfestlichkeit) in der Mittelrheinhalle sein Können dar. Zu Jubiläen veranstaltete der TSV meistens mehrtägige Feierlichkeiten mit einem Festzelt auf dem Parkplatz gegenüber dem Feuerwehrhaus (ehemaliger Sportplatz). So feierte der TSV Blau-Weiß auch vom 13. bis 16. Juni 1985 sein 100-jähriges Bestehen. Auch dieses Jahr konnte der Turn- und Sportverein Blau-Weiß 1885 an drei Tagen wieder ein Jubiläum - sein 125-jähriges Bestehen - feiern.

Bilder zur Leseprobe:

  1. Die Steeger Kindergartenabgänger, März 1957
  2. TSV Blau-Weiß 1865 Bacharach e. V. / Fußballmannschaft 1950