Heimatblatt Nr. 40

Titelbild

Die Stadtmauer im Bereich der Bauerstraße
Die sichtbaren Türme sind Markt-, Münz- und Diebsturm. Eine Aufnahme um 1880.(Vereinsarchiv)

Inhaltsverzeichnis

  • In eigener Sache
  • Es stand in der Zeitung
  • Straßen-Polizei-Verordnung 1837
  • AUSONIUS - Im Spannungsfeld zwischen Antike und Mittelalter Leseprobe
  • Die Geschichte der Manubacher Schule mehr in der Schriftenreihe
  • Schulhausbrand in Steeg im Jahr 1912
  • Meine Erlebnisse beim Finanzamt St. Goar Leseprobe

Leseprobe

Leseprobe  AUSONIUS / Im Spannungsfeld zwischen Antike und Mittelalter

[Autor: Karl-Ernst Linz]

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Decimus Magnus Ausonius wurde um 310 in Burdigala (Bordeaux) geboren, wo er nach 393 auch starb. Dort war sein Vater ein angesehener Arzt. Die Mutter gehörte dem gallischen Adel an. Seine Ausbildung erhielt Ausonius in seiner Vaterstadt. Nach dem Besuch der Elementarschule, in der die Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen lernten, standen in seiner weiteren Ausbildungsphase die griechische Sprache und Literatur im Mittelpunkt, hinzu kamen die lateinischen Klassiker. Danach besuchte er die Rhetorenschule, deren Besuch sowohl für eine staatliche und politische Laufbahn als auch für juristische Tätigkeiten notwendig war. Nach seiner Ausbildung wurde er Professor und übte etwa 30 Jahre lang seine Lehrtätigkeit in Bordeaux aus.

Trier, das zur römischen Provinz Gallia Belgica gehörte, war von 286 bis 390 auch eine der Residenzstädte der weströmischen Kaiser. Kaiser Flavius Valentinian (364-375) wurde auf den damals hochberühmten Gelehrten aufmerksam und berief ihn wohl um 366/367 nach Trier und beauftragte ihn mit der Erziehung seines neunjährigen Sohnes Gratianus, geboren 359, und dessen Halbbruder Valentinian.

Nach dem Feldzug gegen die germanischen Alamannen (368/69), der mit der siegreichen Schlacht bei Donaueschingen endete, und an dem auch Ausonius und Gratianus teilnahmen, kehrte er mit dem Heer über die Militärstraßen im Hunsrück zurück nach Trier. Der Kaiser überhäufte den Erzieher seines Sohnes mit Geschenken und Ehrungen und ernannte ihn zum Grafen und Quaestor. In dieser Funktion unterstützte er den Statthalter, das war der höchste Verwaltungsbeamte in der Provinz, und hatte auch richterliche Aufgaben.

Schon 367, also mit acht Jahren, empfing Gratianus, nachdem er ein Jahr vorher bereits das Amt des Konsuls erhalten hatte, nach einer schweren Erkrankung seines Vaters den Titel Augustus (Mitkaiser). Nach dem Tode seines Vaters 375 wurde er Kaiser. Voller Dankbarkeit ernannte er seinen ehemaligen Lehrer und Erzieher zum Präfekten (Polizeichef) von Gallien. Sein Halbbruder Valentinian wurde von den Truppen ebenfalls zum Kaiser ausgerufen. Gratianus stimmte dem zu, weil sein Bruder minderjährig war und von ihm keine Gefahr drohte. Gratianus wurde 383 ermordet. Sein Halbbruder Valentinian II. regierte bis 392. Die Ermordung von Gratianus durch Maximus, dem Führer der meuternden bretonischen Legion, bereitete dem idyllischen Aufenthalt des Ausonius ein jähes Ende. Vielfach verdächtigt, überwacht und zum Zwangsaufenthalt in Trier verurteilt, verbesserte sich seine Lage erst, als der Tyrann Maximus ermordet wurde und der neue Kaiser, Theodosius, dem Dichter seine Gunst schenkte. Aber des Hoflebens müde, kehrte Ausonius in seine Geburtsstadt Bordeaux zurück und verbrachte seinen Lebensabend mit Dichten und der Pflege schöner Künste, bis er nach 393 starb.

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Leseprobe  Meine Erlebnisse beim Finanzamt St. Goar 1938-1945 (Teil 3)

[Autorin: Wilma Eichner (Leininger)]

Die Finanzamtsmelodie

Das war nicht unsere Nationalhymne, sondern es handelte sich um vier fröhliche Finanzer aus dem weinfrohen Bacharach. Da sie in ihrem Heimatort stets zusammen auftraten, zusammen zur Bahn gingen und abends wieder zusammen ankamen, dann aber erst eine Einkehr machten, bevor sie dem heimischen Herd zustrebten, hatte man ihnen in Bacharach diesen schönen Namen gegeben. Sie waren m. W. 1938 von der Bacharacher Amtsverwaltung übernommen worden.

Ohne ihren guten Tropfen mochten sie auch nicht so weit von zu Hause sein. Sie hatten einen toten Kamin im oberen Stock entdeckt und dort ihre alkoholischen Schätze deponiert. Allein schon der Gedanke, dass man sich jederzeit bedienen konnte, hat sie wohl vor dem Heimweh nach ihrem Bacharach bewahrt. Wann sie allerdings ihrem Vorrat zusprachen, weiß ich nicht. Jedenfalls sah man sie nie alkoholisiert, sondern immer fröhlich. Zu diesen Vieren gehörte auch unser "Dichterfürst" - diesen Namen haben wir ihm feierlich verpasst - , der alles Erlebte in Reime fasste und für unsere Betriebszeitung Material lieferte. Mit seinen dichterischen Ergüssen, die ihm oft spontan einfielen, ging er gerne von Zimmer zu Zimmer (immer, wenn die Luft rein war), um damit die Kollegen zum Lachen zu bringen. Zur Tarnung hatte er vorsichtigerweise immer einige Kontenblätter (er war an der Kasse tätig) dabei. Schließlich mussten ja auch Zahlungseingänge, die man nicht unterbringen konnte, aufgeklärt werden!

Der Heiratsantrag

Es blieb nicht aus, ich war das einzige weibliche Wesen unter vielen Männern, dass man auch verehrt wurde. Das war nicht weiter schlimm, aber in einem Fall artete das in einen handfesten Heiratsantrag aus.

Ich musste mein Ledigsein verteidigen, da ich nicht die Absicht der Verehelichung hatte. Außerdem stimmte die "Chemie" nicht, wie man sich neudeutsch heute ausdrückt. Ich versuchte den Bewerber (ein noch nicht lange verwitweter dreißigjähriger Kollege) damit abzuschrecken, dass ich behauptete, nicht zur Hausfrau zu taugen, da ich keine der notwendigen Tätigkeiten beherrsche (was natürlich nicht stimmte). Ich könne nicht putzen, nicht stopfen und nicht kochen, also wäre ich doch die denkbar schlechteste Ehekandidatin.

Dem wollte mein Verehrer abhelfen und schenkte mir feierlich ein Buch "Ich kann alles" (was ich übrigens noch heute besitze). Mit Hilfe dieses Buches wäre auch die ungeschickteste Hausfrau zu einer Meisterin geworden.Die Kollegen bekamen immer alles mit und unser Dichter (angehöriger der Finanzamtsmelodie) hatte wieder ein Thema, und in der nächsten Bierzeitung war folgendes zu lesen:

Von dem Buch "Ich kann alles"
Bekam die Wilma gleich den Dalles!
Als sie las was sie all' musste:
Betten klopfen,
Strümpfe stopfen,
flicken,
stricken,
kochen, backen
und noch and're dummen Sachen
und auch noch den Boden reiben .
dann doch lieber beim Finanzamt bleiben!

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