Heimatblatt Nr. 060

Titelbild

Altes Rathaus auf dem Markt in Bacharach, nach dem Brand 1872 errichtet, rechts die Garage der Feuerwehr (Privatbesitz).

Inhaltsverzeichnis

  • ln eigener Sache
  • Es stand in der Zeitung
  • Der "Gelbe Hof" zu Bacharach (Walter Zahn) Leseprobe
  • Traueranzeige
  • Frühe Musikwissenschaftler und ihre Beziehungen zu Bacharach (Christian Binz)
  • Wilhelm Rott (1908-1967). Ein ehemaliger Mitstreiter Dietrich Bonhoeffers engagiert sich für die Georgskapelle in Winzberg (Gerd Laudert)
  • 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Bacharach (Christian Binz)
  • Der Heilgarten, ein Ort für Kranke? (Dagmar Aversano-Schreiber)

Leseprobe

Leseprobe  Der "Gelbe Hof" zu Bacharach (Walter Zahn)

In Bacharach, dem Verwaltungssitz der mittelalterlichen Viertälerorte, hatten sich zu dieser Zeit etliche kirchliche und auch adlige Höfe angesiedelt. In alten Akten und Beschreibungen wurden für Bacharach Höfe erwähnt mit der Bezeichnung Fronhof, Hunnenhof, Pestecaldischer Hof, Sickinger Hof, Geilen- bzw. Gellerhof, und Sohlerscher Hof. Die hier genannten Höfe konnten durch die vagen Angaben der Lage im Stadtbereich sowie Ausdehnung und Größe der Ländereien lange Zeit im Stadtgebiet nicht lokalisiert werden

Das schon mehrere Jahre verstorbene Mitglied des Bacharacher Geschichtsvereins, Landrat a. D. Friedrich Ludwig Wagner, konnte beim Aktenstudium im Landeshauptarchiv in Koblenz feststellen, dass es sich bei all diesen unterschiedlichen Hofbezeichnungen um denselben Hof handelte. Es ist das auf dem Bacharacher Holzmarkt gelegene Hotel "Gelber Hof", das sich seit dem Jahr 1801 im Besitz der Familie Mades befand.

Über sieben Jahrhunderte hinweg lässt sich die Geschichte des Hofes verfolgen. In der frühesten Bacharacher Geschichte war das Erzstift Köln im Besitz der Viertälermark und - nach den Bacharacher Weistümern, des Schöffengerichts, das die kurkölnischen Rechte im Viertälergebiet vertrat - zuständig für die Gerichtsbarkeit.

In dem Bacharacher Weistum aus dem Jahr 1386 ist der kurkölnische Fronhof genannt, der "unverlehnet und sin eigen sin. Und in dem obgenananten fronhobe sol man haben einen stock und ein kebie (Käfig): zu legen, die nit burgen in dem Stock diebe und dupen drin zu slieszen und in die kebie bekümmerte lude zu legen, die nit bürgen mögen haben". In dem Stock, einem Holzblock mit Fußlöchern, wurden Diebe, Bettler und Aufrührer eingeschlossen. Die Kebie [Käfige] dienten dazu, die "bekümmerten Leute" die verschuldet waren und keinen Bürgen hatten, einzusperren.

Auch in einem späteren, undatierten Bacharacher Weistum, heißt es: "Me so wisset der Scheffen, daz unser herre von Colne fri eigen hait, als die Bach fluiset under dem boigen ane bis an des spitalsbrügge an den wanewege bis wider under den boigen, und daz is unverleent du unvererbit, und die lude die daruffe sitzent, die sitzent van gnaden unseres herren von Colne.

Item uff dem selben Plane soll ein bischof sinen stock hain zo gevangenen und bekümmerten, die man darin besliezen soll. Item hait ein bischof einen unverlehnten und unvererbten hof zu Bacharach, der geht an Gerlach Ocker bis an die vleischgasse". Desweiteren ist in dem so genannten "Rothen Buche zu Bacharach" festgehalten: "Item unser herre eyn ertzbischoff und Capitel von Cöllen, haben grye eigen zu Bacherach, geit ane spitalbrücke obir dem margt bis widder an spitals brücken unverlehent eym Pfaltzgrafen. Item uff dem plane hat unser herre von Cöllen sin sal, da in man gericht hält, und sin kelterhaus, sin stocke zu dieben und dyebin und sin kebige, were bekümert wirt und nit hat bürgen zu setzen, darinne zu sließsen. Item der stock ist abe durch sumenßs und hat gestanden zussen (zwischen) dem Swan (heutiges Gasthaus "Altes Haus") und Born, und die kebige uff der bache , da sie noch stet, genant der Fronhoff".

lm Jahre 1399 wurde der Frohnhof erstmals durch den Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden an den Bacharacher Ritter Henne Hunne als Mannlehen verliehen. Das Lehen bestand außer dem genannten Hof noch aus weiteren Lehensstücken wie Weinbergen, Baumgärten und verschiedenen Z ehnten. Dieses aus der Pfalz stammende Geschlecht Hunne ist in einem Zweig in der Stadt Bacharach von 1272 bis zum Ende des 15. Jahrhunderts nachweisbar. Es stellte durch Generationen hindurch immer wieder Schultheißen und Schöffen für das Bacharacher Gericht und war dadurch, sowie durch andere Dienstleistungen, dem Kölner Erzstift eng verbunden. Während dieser Zeit, und auch noch später, wird der Frohnhof "Hunnenhof" genannt. Nach dem Aussterben der Hunneschen Familie kam das Lehen 1465 an Emmerich Rink von Ockenheim, den Schwiegersohn des letztverstorbenen Johann Hunne, 1480 an dessen Sohn Philipp Rink von Ockenheim und schließlich 1550 an Goddart von Obentraut, den Schwiegersohn des Vorbesitzers.

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