Heimatblatt Nr. 47

Titelbild

Oberstraße nach dem Brand 1926 {Links das Haus Jeiter [Steinmüller], daneben das Haus Sickingen [Lieberz/Petit])

Inhaltsverzeichnis

  • In eigener Sache
  • Es stand in der Zeitung
  • Ein Schacht unter St. Mauritius in Oberdiebach
  • In Bingen gab es keinen Esel und in Bacharach gibt es keine Magdalena von Gerhard von Kügelgen Leseprobe
  • Zu Alain Delons 80. Geburtstag
  • DDer Bacharacher Arzt Arnold Weickard (1578 - 1645)
  • Anmerkungen des Pfarrers in Manubacher Kirchenbüchern
  • Als die Radfahrkarte benötigt wurde
  • Edward Stanleys Übernachtung in Bacharach, 1814

Leseprobe

Leseprobe  In Bingen gab es keinen Esel und in Bacharach gibt es keine Magdalena von Gerhard von Kügelgen

[Autor/in: Karl-Ernst Linz]

Die Malerzwillinge Gerhanf und Karl von Kügelgen sind nicht ganz unbekannt, aber W11helm von Kügelgen?.

Wi1helm von Kügelgen war der älteste Sohn des 1772 in Bacharach geborenen Porträt- und Historienmalers Gerhard von Kügelgen, dem Zwillingsbruder von Karl von Kügelgen. Am 20. November 1802 wurde Wilhebn in St. Petersburg geboren. Er starb am 25. Mai 1867 in Ballenstedt, Kreis Quedlinburg. Sein jüngerer Bruder Gerhard (Karl Gerhard), geb. 1806, dem er zablreiche Briefe schrieb, war seit 1816 in Ballenstedt als Gesellschafter des Erbprinzen, mit dem er erzogen wurde. In seinen Büchern "Bürgerleben, Die Briefe an den Bruder Gerhard, 1840 - 1867" und "Lebenserinnerungen eines alten Mannes" gibt Wt1helm Einblicke in sein Leben. Die Familie von Kügelgen wohnte von 1808 bis 1822 in Dresden in der Haupts1raße der Inneren Neustadt. 1) Heute befindet sich dort das "Museum zur Dresdener Romantik".

Am 27. März 1820 war Gerhard auf seinem Baugrundstück am Loschwitzhang. Als er am Abend noch nicht zu Hause war und Wilhelm sich das Ausbleiben seines Vaters nicht erklären konnte, begab er sich nach einer vorösterlichen Chorprobe, an der er teilgenommen hatte, in der hellen Mondscheinnacht auf die Suche nach seinem Vater. Tief bewegt war er von den Worten in Heydens Passionsmusik "Wenn wir mit dem Tode ringen und aus dem bedrängten Herzen heiße Seufzer zu dir dringen: Hilf uns, Mutter aller Schmerzen!"

Erst am nächsten Morgen erfuhr W11helm, dass er diese Worte in der Todesstunde seines Vaters gesungen hatte. Als alter Mann berichtete er nach 45 Jahren über dieses schmerzhafte Ereignis in seinen "Jugenderinnerungen eines alten Malmes": Man gab mir Polizeidiener und Hunde mit, die Gegend abzusuchen ..."

Man fand den Vater. Er lag mit dem Gesicht auf der Erde, erschlagen und entkleidet in einer Ackerfurche. Dem Trauerzug am Griindonnerstag, dem 30. März zum alten katholischen Friedhof in der Friedlichstraße folgten über 10.000 Dresdener. Der Mörder, den man bald ergriff, wurde mit dem Schwert enthauptet. Ein Gedenkstein für Gerhard von Kügelgen. der 1920 errichtet wurde, steht an der Loschwitzer Kirche. Er hat die Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 durch die Engländer unbeschädigt überstanden. Auf einem Halbreliefhat der Bildhauer auch seinen Sohn Wilhelmabgebildet.

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